vollständige Fälschungen
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Jean de Sperati (1884-1957) - 'Rubens der Philatelie'
Kein Kopist - Fälscher ist hier wenig angebracht, denn er hat seine kleinen Kunstwerke wohl nie mit betrügerischer als echt verkauft - hat jemals dermassen perfekte Kopien von Briefmarken hergestellt wie Jean de Sperati. Doch lesen Sie selbst die interessante Kurzbiografie dieses Genies:
Jean de Sperati wurde 1884 in Pisa, Italien geboren, verbrachte jedoch den Großteil seines Lebens in Frankreich. Bereits in seiner Jugend in Pisa und später in Frankreich hat er mit dem Briefmarkensammeln begonnen. Er interessierte sich außerdem besonders für die Drucktechniken der damaligen Zeit sowie für die damals noch junge Fotografie. Von Beruf war er Drucker und Graveur. Einige seiner Verwandten besaßen eine Ansichtskartenfabrik sowie eine Papierfabrik. Dadurch erlangte Jean de Sperati zahlreiche fotografische, drucktechnische als wie auch chemische Kenntnisse. Dies waren die Grundlagen für seine weitere Karriere als Briefmarkenkopist.
Die ersten Versuche Briefmarken zu kopieren gelangen Jean de Sperati außergewöhnlich gut. Es handelte sich dabei um wertvolle Marken von San Marino, die allesamt von Briefmarkenexperten als echt erklärt wurden. Daraufhin begann Sperati mit zahlreichen weiteren Kopien von wertvollen Briefmarken aus der ganzen Welt. Es entstanden weit über 500 meisterliche Fälschungen aus über 100 verschiedenen Ausgabengebieten.
Bereits im Jahre 1909 wurde das erste Mal in der Fachpresse über ihn berichtet. Wie damals die Justiz diesen ersten Fall behandelte, ist noch zu klären. 1942 geriet der Briefmarkenimitator dann wieder in Konflikt mit dem Gesetz. Eine Wertsendung von Sperati nach Portugal wurde vom französischen Zoll abgefangen. Sie enthielt mehrere gefälschte deutsche Briefmarken. Jean de Sperati wurde wegen unerlaubter Kapitalausfuhr angezeigt. Er beteuerte jedoch seine Unschuld. Er erklärte der Polizei, dass es sich bei den vermeintlich wertvollen Raritäten aus Deutschland lediglich um Kopien handelte, die er selbst angefertigt hatte. Daraufhin rief die Polizei die besten Breifmarkenexperten des Landes herbei, um den Sachverhalt zu klären. Diese kamen zu dem Urteil, dass es sich bei allen Briefmarken um Originale handle und diese ausgesprochen wertvoll seien. Den Vorsitz der Experten hatte Edmond Locard aus Lyon inne. Jean de Sperati konnte die Polizei jedoch noch von der Falschheit der Raritäten überzeugen, dadurch wurde er jedoch wegen Betruges angeklagt. Der Prozess gegen ihn fand im April 1948 statt.
Jean de Sperati versuchte dem Gericht zu erklären, dass er bei Verkauf der Briefmarken keine betrügerischen Absichten hatte. Er fühle sich als Künstler und nicht als Fälscher. Weiters erklärte er dem Gericht, dass er nur vergessen hätte, die Briefmarken als Fälschungen zu kennzeichen; er würde dies aber in Zukunft nachholen. Tatsächlich war es so, dass er die seltenen Briefmarken zu etwa 1% des normalen Marktpreises angeboten und so dem einfachen Sammler zu diesen Raritäten verholfen hatte. Dennoch wurde Jean de Sperati von der Pariser Strafkammer zu einem Jahr Gefängnis, 10 000 Francs Geldstrafe sowie zu 300 000 Francs Sühneleistung verurteilt. Die Pariser Strafkammer verurteilte ihn nicht auf Grund der Imitationen, sondern wegen seinen "betrügerischen Absichten", welche ihm aber nie eindeutig nachgewiesen werden konnten.
Jean de Sperati musste auf Grund seines hohen Alters - er war bereits über 64 Jahre alt - nicht ins Gefängnis. 1954 verkaufte er schließlich seine restlichen Fälschungen sowie alle Druckstöcke an die "British Philatelic Association" für eine enorme Geldsumme. Er zog sich danach vollkommen von diesem Geschäft zurück und versprach, nie wieder eine Briefmarke zu kopieren. Durch den Verkauf aller seiner Imitationen und Druckstöcke an die "British Philatelic Association" wollte er außerdem verhindern, dass jemand in Besitz derselbigen kommt und ihn nachahmen könnte. Drei Jahre später starb Jean de Sperati im Alter von 73 Jahren in Aix-les-Bains.
Die Briefmarkenkopien von Jean de Sperati gehören zu den Besten der Welt. Viele von ihnen schlummern sicherlich noch heute unentdeckt in so mancher Sammlung. Jean de Sperati kopierte ausschließlich die wertvollsten Raritäten der Philatelie. Er tat dies mit einer unnachahmlichen Präzision, wie sie von keinem anderen Fälscher je erreicht wurde. Seine Fälschungen waren so gut, dass selbst Briefmarkenprüfer aus seiner Zeit sie als echt attestierten. Auf Grund seiner herausragenden Fähigkeit das Motiv, das Papier sowie den Druck nachzuahmen wurde er auch "Rubens der Philatelie" genannt. Eine Sperati-Fälschung ist heute keineswegs wertlos. Sie werden von Philatelisten als besondere Sammelobjekte betrachtet und erzielen oftmals hohe Preise. Wir haben gar schon miterlebt, dass seine Kopien zu einem höheren Preis verkauft wurden als die Originale ! Jean de Sperati achtete beim Kopieren der Briefmarken auch sehr auf die Ortswahl des Poststempels. So ahmte er nur Poststempel größere Städte nach.
Robson Lowe und Carl Walske: The Work of Jean de Sperati II, The Royal Philatelic Society London, London 2001
Varro E. Tyler.: Philatelic Forgers: Their Lives and Works., Linn's, USA 1991
Wolfgang Maassen: "Echt oder Falsch? Fälschungen und Fälscher in der Philatelie", Phil*Creativ Verlag, Schwalmtal 2003
Hier einige Muster seines Könnens:
Zürich 4 Rp. | Zürich 6 Rp. | Zürich 6 Rp. | |
Spanien | Spanien | Gibraltar | Parma |
Parma | Parma | Zypern | Philippinen |
Für Spezialisten: Bilder mit höherer Auflösung (600dpi):
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